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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


angela starck Wie bereits in den Vorjahren meldeten die Veranstalter der Fespa Digital – im Gegensatz zu vielen anderen Messen in der Druckbranche – wieder Rekordzahlen. Mit insgesamt 536 Ausstellern und 16 766 Einzelbesuchern, die zu 70 Prozent von ausserhalb des Gastgeberlandes stammten, verlief auch die diesjährige Veranstaltung sehr erfolgreich.

Die Fespa Digital in München war ein attraktives Ziel für Besucher aus vielen Ländern Mitteleuropas und die bislang grösste in der nunmehr achtjährigen Geschichte der Messe. Sie übertraf hinsichtlich der Besucherzahlen den bisherigen Spitzenreiter, die Fespa Digital 2011 in Hamburg, um 30 Prozent.

Auffällig an der diesjährigen Messe war der Trend zu weiter erhöhten Ausgabe- und Verarbeitungsgeschwindigkeiten. Die Hersteller überboten sich geradezu in der Präsentation neuer, produktiverer Systeme. Beim allergrössten Teil der sehr schnellen Drucker handelte es sich um UV-Printer – diese vielseitige Inkjet-Technologie hat innerhalb kurzer Zeit die Führungsposition unter den digitalen Grossformatdruck-Verfahren übernommen. Damit entsprechen die Hersteller den Wünschen ihrer Kunden, die vor allem UV-Printer immer stärker nachfragen, wie eine Fespa-Umfrage unter Druckdienstleistern vor der Messe bestätigte.

Gesteigerte Produktivität

Den Wettlauf um die schnellste Druckerneuvorstellung der diesjährigen Fespa Digital gewann mit grossem Abstand die Rho 1300 Serie, die Durst als schnellsten UV-Flachbettdrucker am Markt im Rahmen der Messe ankündigte. Das produktivere der beiden Systeme, der Rho 1330, bringt es auf eine beeindruckende Maximalgeschwindigkeit von 1250 m²/h und auch der Rho 1312 ist mit bis zu 620 m²/häusserst schnell. Die Neuzugänge mit 2,5 Metern Druckbreite sind für die vollautomatische Produktion ausgelegt, aber auch für Kleinauflagen geeignet. Dank des Einsatzes von schwachen UV-Lampen für die Zwischentrocknung des Farbfilms während des Drucks und der vollständigen Aushärtung ausserhalb der Maschine mit einem externen UV-Trockner, lassen sich auch schwierige und wärmeempfindliche Materialien bedrucken. Zudem stellte Durst in München zwei weitere UV-Drucker vor: die mit maximal 400 m²/h gleichermassen sehr produktiven UV-Rollendrucker der Rho P10 200/250 HS-Serie sowie das Rolle-zu-Rolle-System Rho 312R, das eine Ausgabegeschwindigkeit von bis zu 240 m²/h erzielt.

Ebenfalls im hochproduktiven Bereich bewegen sich die Neuvorstellungen von Inca und Matan. Der auf der Messe von Fujifilm präsentierte UV-Flachbettdrucker Onset R40i, das neuste Modell der Inca-Onset-Serie, erzielt Druckgeschwindigkeiten von bis zu 400 m²/h. Bis zu 353 m²/h erreicht der Matan Barak 8QW, der in München seine Europapremiere feierte. Der UV-Hybridprinter ist als 3- und 5-Meter-Konfiguration erhältlich.

UV-Systeme in grosser Auswahl

Im geschwindigkeitsmässig oberen Mittelfeld der UV-Drucksysteme gab es eine ganze Reihe von Neuzugängen. Klar angeführt wird dieses Segment von der neuen Swissqprint Nyala 2. Das kompakte Flachbettsystem erreicht mit den neuenr Druckköpfen Geschwindigkeiten bis zu 206 m²/h und gibt dabei Produktions-Qualitäten aus. Es bietet eine Druckfläche von 3,2 × 2 Meter (für Überformate bis zu 3,2 × 4 Meter) sowie neun Farbkanäle, die mit CMYK, Light-Farben, Weiss, Effektlack und Spotfarben befüllt werden können.

Die beiden neuen Flachbettdrucker von Agfa, der Jeti Titan S und HS von Agfa, wurden bereits im Vorfeld der Messe vorgestellt. Die 6-Farben-Systeme erzielen Ausgabegeschwindigkeiten von bis zu 160 m²/h. Der Jeti Titan S verfügt über eine einzelne Druckkopfreihe, lässt sich jedoch auf zwei Reihen aufrüsten, wodurch er zum Jeti Titan HS wird und sich die Produktivität verdoppelt. Knapp über 100 m²/hleistet die frisch überarbeitete Version eines weiteren Agfa-UV-Drucksystems, der Anapurna M2050i mit Druckköpfen der neusten Generation.

Mit der Arizona Serie 6100 will Canon in eine neue Produktivitätskategorie einsteigen. Die neuen Flachbettsysteme erzielen Druckgeschwindigkeiten von maximal 155 m²/hund sind mit einem 2,5 × 3,05 Meter grossen Vakuumtisch mit zwei separaten Zonen für die gleichzeitige Zuführung und Entnahme von Medien ausgestattet. Die beiden ersten Modelle der Serie sind das Sechsfarben-Ducksystem Arizona 6160 XTS und das Siebenfarben-Drucksystem 6170 XTS mit zusätzlichem Weisskanal. Eine OEM-Version der Serie 6100 wurde unter dem Namen Acuity F-Serie am Stand von Fujifilm präsentiert.

Europapremiere feierte in München der 3,2-Meter-UV-LED-Rollendrucker Vutek GS3250 LXR Pro von EFI, der mit bis zu 149 m²/h ausgibt. Ab sofort werden alle Modelle der Maschinenserie Vutek GS mit der neuen Ultradrop-Druckkopftechnologie ausgestattet, die eine hohe Auflösung und Bildschärfe mit vier Graustufen und zwei Farbdichtestufen erzielen soll.

Neue Printer für den Einstieg

Da eine Investition in sehr produktive Systeme mit Ausgabegeschwindigkeiten über 100 m²/h nicht für jeden Druckdienstleister sinnvoll ist, wurden in München auch eine ganze Reihe von UV-Druckern für den Einstiegsbereich präsentiert. Das obere Ende dieser Systeme markiert das bereits im Vorbericht zur Fespa Digital erwähnte neue Drucksystem Screen Truepress Jet 3200UV HS mit bis zu 84 m²/h. Ebenfalls für diesen Einsatzbereich konzipiert wurde der neue LED-Drucker H1625 von EFI, der ein Ausgabetempo von maximal 43,3 m²/h aufweist. Das System mit einer Druckbreite von 1,65 Metern, arbeitet mit Graustufendruckköpfen, die acht verschiedene Tröpfchengrössen erlauben.

Eine Druckgeschwindigkeit unter 30 m²/h erreichen die neuen UV-Printer von Gandy und Mutoh. Die als verhältnismässig preiswert angepriesenen Gandy-Modelle Sl8te Hybrid und True Flatbed arbeitet mit Sechs-Picoliter-Gen.4-Druckköpfen von Ricoh. Der Drucker ist in vier Breiten (1,6, 2,2, 2,6 und 3,2 Meter) erhältlich und kann im Flachbett- oder Rolle-zu-Rolle-Modus betrieben werden. Der in zwei Grössen erhältliche Sl8te True Flatbed – 1,6 × 2,6 und 2,6 × 3 Meter – lässt sich optional auch für den Rolle-zu-Rolle-Betrieb umrüsten.

Mutoh nahm die Fespa zum Anlass, die ersten UV-LED-Drucker des Unternehmens zu präsentieren. Der erste Neuzugang, der Valuejet 1626UH, ist ein 165 cm breiter Hybrid-Drucker, der mit den CMYK-Farben sowie Weiss und Lack eine umfangreiche Auswahl von starren und flexiblen Materialien inklusive wärmeempfindlicher Trägerstoffen bedrucken kann. Beim zweiten Neuzugang handelt es sich um das A3+-Desktop-Modell Valuejet 426UF. Der Flachbettprinter zielt mit seiner hohen Auflösung bis 1440 dpi beispielsweise auf personalisierte Kleinserien ab.

Textil- und Solvent-UV-Drucker

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, drehte sich längst nicht alles auf der Fespa Digital um den UV-Druck. Eine grosse Rolle spielten unter anderem die neuen Textilsysteme, die neben grossformatigen Soft-Signage-Anwendungen, bei denen noch in diesem Jahr eine Steigerung von über 30 Prozent erwartet wird, eine immense Vielfalt an Anwendungen für den Innenbereich erschliessen.

So scheint der Trend zu immer kürzeren Konsumzyklen, bekannt aus Bereichen wie Mode oder Mobilkommunikation, auch auf das Interior Design überzugreifen. Damit einher geht eine wachsende Nachfrage nach individualisierten Produkten im privaten, wie auch geschäftlichen Umfeld. Ein grosser Vorteil des Textildrucks ist dabei die Verwendung von in der Regel umweltfreundlichen Farben und ebensolchen Bedruckstoffen.

Den digitalen Soft-Signage-Druck mit hoher Produktivität fokussiert Durst mit seinem neuen Textilsystem Rhotex HS, das bis zu 3,2 Meter breite Materialien mit Geschwindigkeiten von maximal 430 m²/h bedruckt. Der Rhotex HS nutzt wasserbasierte Dispersionstinten in acht Farben, die bei Aussenanwendungen bis zu zwei Jahren haltbar sein sollen.

Für den Einstieg in den Textildruck präsentierte Hollanders den Colorbooster 250, ein kostengünstiges und vielseitiges 2,5-Meter-System, das mit Farbsublimations-, Reaktiv-, Säure- und Pigmentfarben ausgeben kann. Das modular aufgebaute System lässt sich mit verschiedenen Funktionen erweitern, wenn sich die Anforderungen des Kunden ändern.

Auch Epson zeigte seinen neusten Textildrucker, das 1,6-Meter-Thermo­sublimationssystem Surecolor SC-F7100, das für kleine bis mittelgrosse Druckaufträge ausgelegt ist. Premiere feierte in München die Epson-Surecolor-SC-T-x200er-Reihe, die für den Einsatz in POS-, CAD- und GIS-Anwendungen konzipiert wurde. Die schnellen Printer, die mit vier Farben und wasserbasierten Pigmenttinten drucken, sind für verschiedene Druckformate von DIN A1+ bis B0+ erhältlich. Dabei lassen sich die grösseren Modelle optional mit einer 91,4 Zentimeter breiten Scaneinheit ausstatten.

Die vielseitige Printerfamilie JV300-130/160, die sich sowohl für das Bedrucken von Textilien mit wasserbasierten Sublimationstinten als auch für die Produktion von Schildern, Grafiken und Fahrzeugverkleidungen mit Eco-Solvent-Tinten eignet, präsentierte Mimaki auf der Fespa Digital. Die 1,3- und 1,6-Meter-Systeme sind mit neuen Druckköpfen und einem erweiterten Tintensatz mit hellem Schwarz, Orange und Weiss ausgestattet. Sie erreichen eine Auflösung bis 1440 dpi und Geschwindigkeiten von maximal 105,9 m²/h.

Ein Rollendrucksystem, das Eco-Solvent-UV-Tinten verarbeitet, stellte Fujifilm mit dem Vybrant F1600 vor. Die für den Werbetechnikmarkt konzipierte Maschine gibt mit vier Farben aus und produziert bis zu 18 m²/h. Bei dieser Technologie soll der UV-Anteil der Tinte einen widerstandsfähigen Farbfilm mit hoher Kratzfestigkeit erzeugen sowie eine schnelle Aushärtung der Tinte ermöglichen, während der Eco-Solvent-Träger einen flachen Tintenaufbau gewährleistet und somit die Flexibilität in der Handhabung und Verarbeitung verbessert.

Weiterverarbeitung immer schneller

Neuigkeiten gab es auf der Fespa Digital auch bei den Anlagen zur Weiterverarbeitung von grossformatigen Prints. Hier geht es aktuell vor allem darum, die Bearbeitungszeiten an die steigende Produktivität des digitalen Grossformatdrucks anzupassen und eine immer breitere Palette an Materialien bearbeiten zu können.

Esko kam gleich mit zwei euro­päischen Schneidetisch-Premieren nach München. Bei der Kongsberg-C-Reihe handelt es sich um eine superbreite Anlage, die für die 24/7-Produktion in der Werbetechnik und Verpackungsherstellung sowie für den Einsatz in halbindustriellen Umgebungen vorgesehen ist. Sie ist mit diversen neuen Funktionalitäten ausgestattet und bearbeitet verschiedenste Materialien wie Papier, Textilien, Riffelkarton, Kunststoff, Aluminiumverbundstoffe und auch dreiwellige Pappe in Grössen bis zu 3,2 × 3,2 Metern. Ebenfalls neu ist die Modellreihe Esko Kongsberg V.Diese digitale Weiterverarbeitungs­anlage wird mit zwei unterschiedlichen Tischgrössen für Materialien bis maximal 1,7 × 3,2 Meter angeboten und eignet sich für Schilder und Displays sowie für Verpackungsanwendungen.

Auch Zünd stellte zeitsparende Funktionen für die Erhöhung der Produktivität in den Mittelpunkt seines Messeauftritts. Dabei handelte es sich unter anderem um den neuen Sheet Feeder für den S3-Schneidetisch. Gezeigt wurde auch das Tandem-Cuttersystem G3 M-2500, bei dem das Be- bzw. Entladen des Cutters parallel geschieht. Gesteuert werden die Anlagen von der neusten Version des Zünd Cut Centers, das nun eine Auftragsstatistik mit einer detaillierten Auflistung der Verarbeitungsdauer bietet.

Für die Weiterverarbeitung von Textilien zeigte Multiplot erstmalig den Lasercutter Matic, der Materialien berührungslos schneidet. Das System verarbeitet unterschiedlichste Stoffe in Breiten von 3 oder 5 Metern mit einem luftgekühlten 70-Watt-Laser, wobei ausgefranste Ränder der Vergangenheit angehören sollen.

Die neuen Bedruckstoffe

Bei den Bedruckstoffen gab es – den Trends entsprechend – zahlreiche neue Textilmedien, Substrate für Latex-Drucker und solche, die sich schnell und einfach verarbeiten lassen und in erster Linie für den kurzfristigen Einsatz vorgesehen sind.

Bei Heytex ging es vor allem um Bedruckstoffe für den Wachstumsmarkt Signage. Vorgestellt wurden drei neue Decoflex-Textilen aus der Digitex-Reihe, die allesamt PVC-frei, zu 100 Prozent recyclierbar und schwer entflammbar nach B1-Norm sind. Decoflex Opaque lässt sich mit Sublimations-, UV- und Latextinten bedrucken. Es ist zu 95 Prozent lichtdicht und soll in Kürze auch in Breiten bis 500 Zentimeter erhältlich sein. Ebenfalls neu ist Digitex Decoflex Delight, ein textiles Backlitmedium für den Sublimationsdruck, das bis zu einer Breite von 320 Zentimetern erhältlich ist und der flexibel abspannbare Dekostoff Decoflex Premium.

Sihl Direct zeigte auf der Fespa Digital neue Medien für den Latex-Druck. Das Unternehmen, das auch die neue HP-Latex-300-Druckerserie vertreibt, zeigte unter anderem die neue matt beschichtete Polyester-Backlit-Folie Sihl Vivalux Backlit Heavy Latex 200. Die Drucke auf der 200 µm dicken Folie sind wasserfest und sollen sich auch für den längerfristigen Ausseneinsatz in Leuchtkasten-Displays oder City-Light-Postern eignen. Die Folie lässt sich übrigens auch mit UV-härtenden Tinten bedrucken.

Das Highlight am Neschen-Stand war neben verschiedenen neuen Bedruckstoffen wie der Hochglanzschutz- und Veredelungsfolie Filmolux UV ultra gloss mit Anti-Graffiti-Eigenschaften und dem lichtblockierenden Textil UVtex blockout 290 die neue Gudy Dot-Lösung. Damit lassen sich etwa zur Schaufenstergestaltung oder für Dekorationen mittels trägerloser Transfertechnologie vollflächig Klebe­punkte auf ein Medium auftragen – dies ermöglicht selbstklebende und leicht repositionierbare Anwendungen.

Im Bereich der starren Bedruckstoffe stellte 3A Composites mit KAPAtech seine erste KAPA-Platte für den Innen- und Aussenbereich vor. Eine weitere Neuerung ist die Smart-X natura, ein biologisch abbaubares PLA-Plattenmaterial. Dieses entstand im Rahmen des Engagements von 3A Composites in dem von der Europäischen Kommission finanzierten Kooperationsprojekt Sustain Comp, das die Entwicklung von Materialien, deren Polymere nicht aus Petroleum hergestellt werden, zum Ziel hat.

Laut der Aussage der Messeveranstalter zeigten sich die Besucher und Aussteller insgesamt sehr zufrieden mit der diesjährigen Fespa Digital in München. Auch die nächste Fespa wird in Deutschland stattfinden – vom 18. bis 22. Mai 2015 in Köln.

Networking-Events

Ein wichtiger Punkt bei einem Branchen-Stelldichein wie der Fespa ist das Pflegen von persönlichen Kontakten – das Networking. Am Abend fahren vor dem Messegelände jeweils duzende Autobusse vor und holen die Teilnehmer zu den Kundenanlässen der Anbieter ab. Neben diesen vielen kleinen Events gibt es an fast jedem Abend eine grössere Party oder einen Gala-Event: Für Journalisten führt Durst traditionell am ersten Messetag einen speziellen Anlass durch. Dieses Jahr stand eine Besichtigung der BMW-Welt und ein Gala-Dinner auf dem Programm. Die mit Abstand grösste Party stellte an der diesjährigen Fespa die Firma Mimaki zur Feier des zehnjährigen Bestehens von Mimaki Europe auf die Beine. 620 Gäste waren am zweiten Messetag in die Location «La Villa» im Bamberger Haus zum Feiern und Networken geladen. Der Abend des dritten Tages stand dann ganz im Zeichen des «FESPA Award‘s Celebration Dinner». Hier waren neben Branchen-VIPs und den Vertretern der Fespa-Verbände der einzelnen Länder die für die 10 Awards nominierten Dienstleister geladen.